Beschreibung des Ortes Diedersen - ca. 450 Einwohner -

DIE DIEDERSER KIRCHE

Alles an ihr ist zierlich. Bescheiden fügt sie sich in den Ortskern, gerade so, als ob sie nicht auffallen nöchte. Und doch lenkt sie die Blicke auf sich, denn sie sieht schmuck aus mit ihrer weißen Fassade, mit den herrlich hellblauen Fensterrahmen und der mit blauen Mustern versehenen Eingangstür.

Das Gebäude der evangelisch-lutherischen Kapelle wurde erst im Jahre 1933 erbaut. Ihre 1733 errichtete Vorgängerin war 1932 aus „baupolizeilichen Gründen“ geschlossen worden. An beide Entstehungsjahre erinnern im Eingangsbereich der Kirche zwei auf einem alten Türbalken  angebrachte Inschriften. Der Bau der neuen Gotteshauses wäre vermutlich nicht erfolgt, wären die Bürger von Diedersen nicht so spendabel gewesen Und großherzig den Klingelbeutel gefüllt. Dank der Opfergabe der Bürger, der finanziellen Unterstützung der Gemeinde und des Landeskirchenamtes wurde dann schließlich der Neubau unter Leitung des Architekten Fritz Sagebiel aus Höxter in Angriff genommen und von der in Bisperode ansässigen Firma Schweinebart ausgeführt. Sowohl der Architekt als auch die ausführende Firma arbeiteten nahezu unentgeltlich.

Nach Fertigstellung der neuen Kirche wurde die Glocke der ehemaligen Kapelle im Turm des Neubaus installiert. Sie war 1659 von Hans Meyer gegossen worden und ist somit eine „alte Dame“, die, wenn sie erzählen könnte, einiges zu erzählen hätte. Wer ihrem Klang hingebungsvoll lauscht, kommt ihren verborgenen Geschichten vielleicht ein Stückchen näher. Sie erinnert an den Glockenklang einer Bergkirche.

In der Glocke ist geschrieben: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken. Hans Meyer goss mich anno 1659.“

Eine schöne Geschichte könnte auch die Orgel erzählen, ist sie doch ein „klingendes Denkmal“ an einen im Krieg vermissten Sohn Der in Diedersen ansässigen Familie von Hake und für alle anderen nicht heimkehrenden Soldaten. 1957 war sie von Hermann Freiherr von Hake und Felicitas gestiftet worden.

„Im Gedächtnis an unseren vermissten Sohn Hellmuth und aller nicht Heimgekehrten möge die Orgel zur Ehre Gottes ertönen“, betonte die Freifrau damals in einer NDR-rundfunkreportage, die heute noch in alten Aufzeichnungen nachgelesen werden kann. Die gestiftete Orgel hatte damals für Aufsehen gesorgt, denn sie war die einzige, die nach dem Tod des letzten Hannoverschen Königs zum ersten Mal von einer einzelnen Persönlichkeit in Niedersachsen in Auftrag gegeben und gestiftet wurde.

Bis heute erfüllt das damals von Orgelbauer Alexander Schuke aus Potsdam errichtete Instrument das Kirchlein mit einem schönen Klang. Er ist reiner denn je, denn die Orgel wurde 2011 von der Orgelbaufirma Schuke grundlegend überprüft und originalgetreu saniert. Dank großzügiger finanzieller Unterstützung durch Freifrau Elisabeth von Hake.

Die gesamte Familie von Hake ist tief verbunden mit der Kapelle in Erinnerungen an Glück und Leid.

Eine Erinnerung zum Anschauen und Anfassen hat an der Wand hinter dem Altar einen würdigen Platz erhalten. Dort hängt ein großer Teppich , den Ilse Freifrau von Hake, geborene von Klencke, im Zweiten Weltkrieg  gestickt hat, mit Jerusalem als Motiv. In den unzähligen Fäden sind vermutlich auch traurige Erinnerungen verborgen, denn die drei Söhne von Ilse von Hake waren im Krieg; ein Sohn fiel, und auch ihr Mann verstarb. Trotz allem strahlt der Teppich mit seinen auffallend blauen Farbtönen Zuversicht und Lebensfreude aus.

Erwähnt werden muss nun noch, warum die Kirche nach Dietrich Bonhoeffer benannt wurde. Bis 2007 war sie namenlos. Lange wurde kein passender Name gefunden. Ausschlaggebend für die Namensgebung war das Baujahr der Kirche 1933, denn zu dieser Zeit hatte der Theologe und Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten in Berlin seine berühmte Predigt im Rahmen der Kirchenwahlen gehalten, die mit den Worten endete: „Ob die Kirche groß oder klein, ob niedrig oder hoch, ob schwach oder stark, wenn sie Christus bekennt, so bleibt ihr der Sieg in Ewigkeit.“ Ein Porträt Bonhoeffers, gemalt von Alex von Sackenberg, erinnert in der Diederser Kirche an den Namensgeber.

Wir wünschen unserer Dietrich-Bonhoeffer Kirche, das sie  weiterhin alle im christlichen Glauben Vertrauten zu sich einlädt und sie mit viel Leben gefüllt sein wird.(Foto mit Kugel über der Eingangstür)